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Humanist vielleicht und vielleicht liberal; Menschenfreund im Allgemeinen; reflektierend; angeborener Gerechtigkeitssinn

Montag, 24. September 2012

Islamsatire in der Titanic

Die deutsche Titanic zieht(zum Glück) der französischen Zeitschrift Charlie Hebdo  nach und wird sich in Ihrer Oktoberausgabe speziell dem Thema islamistischer Extremisten und dem medialen Schabernack, der damit getrieben wird, widmen. Auf ihrer Internetseite hat sie bereits thematisch abgestimmte Filmkritiken und Postkarten veröffentlicht.

Am 21. September wurde ihr Chefredakteur von einer naiven Journalistin im Deutschlandfunk zu (einer sehr gelungenen Satire) interviewt:



Sendezeit: 21.09.2012 06:50
Autor: Engels, Silvia
Programm: Deutschlandfunk
Sendung: Interview
Länge: 07:51 Minuten



Der Philosoph Michael Schmidt-Salomon macht im Rahmen dieser hysterischen Debatte ( die v.a. von "unseren" Medien und Politikern verantwortungslos angeheizt wird) vielfach (gedanken- und kritiklos) aufgegriffene/ geschaffene Umkehrung des Täter-Opfer-Prinzips aufmerksam, womit er ins Schwarze trifft, was ich satirisch verarbeitet hatte. Jenseits der medialen Hysterie machen verschiedene leisere Stimmen auf die Implikationen der kopf- und verständnislosen Reaktionen deutscher Spitzenpolitiker und (Massen-) Medien (wie z.B. im obigen Deutschlandfunkbeitrag nur allzu offenbar wird) aufmerksam. Dies findet interessanterweise keinen Widerhall in den großen Tageszeitungen oder der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung.

Und mit einem weiteren Irrtum gilt es aufzuräumen, der auch im erwähnten Interview von der offensichtlich exzellent informierten Journalistin angeführt wird: das Bilderverbot im Islam im Allgemeinen bzw. das Abbildungsverbot von Mohammed im Speziellen. Dazu ist folgendes zu sagen: von jeder religiösen Weisung in jeder Religion gibt es IMMER verschieden Auslegungsmöglichkeiten. Auch innerhalb des gegenwärtigen Islams gibt es diese. Die deutsche Journalistin des Duetschlandfunks jedoch unterstellt mit ihrer Frage, daß es nur eine Auslegung gibt und zwar die extremste und konservativste, die die Salafisten und andere religiösen Extremistenbewegungen im Islam wie die Taliban in Afghanistan oder die Extremisten in Mali pflegen.

Außerdem gilt dieses Ge- bzw. Verbot für den Islam, d.h. also ausschließlcih für DESSEN Gläubige. Es gilt weder für Atheisten noch für Anhänger anderer Religionen. Das sollte eigentlich klar und selbstverständlich sein. Nun versuchen jedoch genau diese Gruppen (die zahlenmäßig einen verschwindenden Teil der Gläubigen des Islam ausmachen) diese Gesetze zu allgemeinen Gesetzen zu machen, indem sie danach trachten diese (Interpretationen der religiösen) Gebote unter dem Mantel staatlicher Gesetzgebung zivil zu installieren

Wenn also eine deutsche Journalistin in ihren Fragen an den Chefredakteur einer deutschen Satirezeitschrift erstens nur die genannte Interpretation als die "einzig wahre" benutzt und aus einem nicht erfindlichen Grund meint, daß diese spezielle Interpretation (die tatsächlich eine unter vielen ist!) des entsprechenden religiösen Gebots (allein) für die Angehörigen des Islam auch für (nichtislamische und politisch unabhängige) Satirezeitschriften in Deutschland gilt/ gelten sollte, dessen Gesetzeskanon sicherlich nicht auf den Islam oder sonst eine Religion fußt, dann machen sich die "unabhängigen" und "aufgeklärten" deutschen Medien in naivster Weise zu Handlangern der religiösen Extremisten und nehmen ihre Vermittlungsrolle und Unterstützungsfunktion wahrscheinlich nicht einmal wahr.

Die Argumentation ist selten dämlich, wie auch am Ende dieses Artikels diskutiert wird. Niemand muß sich als Moslem weder den Film zumuten, noch satirische Zeitschriften Europas lesen (die aufgrund massiver Bildungsprobleme im Nahen Osten und daher mangelndem Sprachwissen von der Mehrzahl sowieso nicht verstanden werden würden). Warum dann die Aufregung? Nun, außer, außer man WILL sich provozieren lassen, man WILL einen Anlaß für Ausschreitungen und Gewalt haben.

Das Argument der Beleidigung der Religion ist platt und mehr als vorschoben. in Europa deshalb nach Verboten zu rufen, kommt in der Tat einer kruden Verdrehung der Realität gleich. Es ist willkommener Anlaß. Und es beschert extreme mediale Aufmerksamkeit. Und es (erst letztendlich ermöglicht durch die mediale Verkürzung und Fixierung) formt hierzulande maßgeblich das Bild des Islams, wie informierte Beobachter feststellen.

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